Staunen

Ay ju bundi da ju da
I mi dali jubli mra
Nu ti game ru fi lu
Lumi pare nu vu su

Wenn etwas Neues entsteht, hat es noch keine feste Form. Ganz zart zeigt sich dieses neue Wunder. Fragen sind nicht wichtig.

Sich verzaubern lassen,
sich verführen lassen,
sich berühren lassen,
staunen.

Rugu lani fini sali
Ha na soli scho bin i
Irguloflo dru mino!
Ka li gomo si gu lalago

Kann ich das Neue annehmen, ohne dass mein Verstand hineinfunkt und laut Namen geben will?
Kann ich das Neue zulassen und mich dabei in meinem Kern erkennen?
Kann ich diese stille, neue Kraft willkommen heissen?

Scho nu gaba do fi na
Ja ku bami hu wi da
Lala solo strema mi
Ugu sumi kame li

Ich bin Leben, mit allem, was mich ausmacht.

Ich zeige Form, die schwingt und immer weiterklingt auch wenn sie nicht mehr hörbar ist.

Ich bekenne Farbe, entscheide mich grosszügig für sie, auf dass sie mir ihr Geheimnis schenkt.

Komm! Wir lassen uns davon berühren, verführen, verzaubern und vertrauen dem…..


Staunen!

Da ist etwas

da ist etwas

da ist etwas
es rumort
es gibt Ton an
es will sich zeigen
und will doch nicht
es ist da

ganz deutlich

Hat Kraft eine Form?
Wie sieht die Form der Form aus?
Ist sie da?

Sie will gesehen werden,
doch wie soll man sie sehen, wenn sie gar nicht ist?

Doch! Da ist etwas, und ich weiss es ganz genau, weil ich es spüre.
Eine namenlose Kraft,
die auch grosse Verletzlichkeit ist,
die gar nicht ist,
weil sie unsichtbar ist.

Doch, doch! Da ist etwas!

es liegt im Dunkeln verborgen
es liegt im Dunkeln geborgen
und dort will es
mit allen Sinnen erkannt werden

Unmöglich!

Es ist Winter, ich schaue ins Land und ich weiss, da ist etwas. Noch ohne Form, mit ganz viel Kraft.

stilllauschen

lauschatmen

Ist es mein Glück?

 

Mauschel

Muschel

Siehst du es?

Hörst du es?

Es rauscht.

Um meine Ohren.

Was das wohl ist?

 

Jetzt hat’s grad aufgehört.

Immer, wenn ich hinhöre, wird es still.
Also denke ich schnell etwas, am besten laut:
Wie geht es dir? Läuft der Laden? Bist du………

Da! Da ist es wieder. Ein Rauschen wie in einer Muschel.

 

Ach nein, schon wieder weg.

Also weiter:
Bist du glücklich in deiner Muschel? Was? Das findest du eine blöde Frage? Ist das wichtig? Ich will ja nur laut denken, damit ich das Rauschen um mich herum orten kann.

Ach, jetzt hast du mich unterbrochen. Sei still, sonst höre ich nichts!

Was sagst du? Ich hätte dich etwas gefragt?
Nein, ich wollte keine Antwort, ich wollte nur……………  da ist es wieder!

 

Es ist nah und doch so fern. So wie wenn etwas zwischen mir und dem Rauschen wäre.

 

Was sagst du? Ich solle nicht fragen, wenn ich keine Antwort möchte?

Also langsam wird es mir zu anstrengend. Da höre ich etwas, gehe mit der Sprache der Spur nach, und dann werde ich noch kritisiert. Was? Ich jammere? Das auch noch? Jetzt ist es genug.

Ich komme mal unter meiner Haube hervor, schaue mir in die Augen ohne auszuweichen.

Oh! Da bläst ein Frühlingswind um meine Ohren! War das eng unter meiner Hülle. Und erst die eintönigen Gespräche. Ich konnte mir schon gar nicht mehr zuhören.

Aber jetzt bin ich da! Noch ein wenig zerknittert, aber ich spüre schon, wie da etwas aus meinem Kopf spriesst.

Sind es Blumen? Gedanken? Antennen?

Genau! Ich bin auf Empfang und sende dir schon mal liebe Grüsse.

Mich nimmt es wunder, wie du dein Leben erlebst und ich verspreche dir:

Ich höre dir zu.

 

Holunder

Holunder

Hey, du!

Lange nichts mehr gehört. Wie geht es dir? Was hast du die ganze Zeit gemacht? Gearbeitet? Gefeiert? Viel gelesen und gelacht? Nachgedacht und geweint? Oder etwa gelaunt, so wie ich?

Kennst du die Geschichte vom starken Wanja, der sieben Jahre auf dem Kachelofen lag, sich nur von Sonnenblumenkernen ernährte und erklärt hat, er komme erst wieder vom Ofen herunter, wenn er mit den Füssen das Dach abheben könne? Er hat es geschafft! Er hat durchgehalten, obwohl ihn alle ausgelacht haben.

Oder diese andere Geschichte von der Maus, die Frederik heisst, der im Herbst nur Sonnenstrahlen, Farben, Klänge und Düfte gesammelt hat, während seine Freunde fleissig den Wintervorrat in die Maushölen getragen haben. Sie waren gar nicht erfreut über Frederik, weil er “nichts” tat und sie schufteten so fleissig. Und im Winter dann lebte auch er von diesen Vorräten. Aber als der Winter fast vorbei war, war alles aufgefressen und da begann Frederik von den Farben, den Klängen und den Düften zu erzählen. Die Mäuseschar vergass beim Zuhören den Hunger, ja sie merkten nicht einmal, dass es unterdessen Frühling geworden war.

Warum ich euch das erzähle?

Ich sass die ganze letzte Zeit unter dem Holunderbaum in unserem Garten. Ja genau! Ich sah, wie aus dem kahlen Baum kleine winzige Blätter ganz leise das Licht suchten und wenig später der Frost alles wieder fortfegte. Ich bibberte und wartete mit dem Baum geduldig, bis die Sonne wieder wärmte und das Spriessen von vorne beginnen konnte. Ich kann dir sagen, ich habe tief eingeatmet, als der Baum Anlauf holte, und erleichtert ausgeatmet, als es wieder grünte. Was für ein Glück das war!

Nun sind die weissen Sternendolden geerntet oder verblüht, der Duft hat mich ganz und gar eingehüllt und ………… er hat mich eingeladen zu bleiben und hautnah zu erleben, wie aus den weissen Sternen langsam eine dunkelrote Zauberkraft heranreift.

Darum bleibe ich sitzen, ich kann dieser Einladung einfach nicht widerstehen.

So kann es geschehen, dass der Wind Klänge zu dir trägt, die nach Holunder riechen. Das sind Grüsse vom Zauberbaum und von mir, die dich in deiner Arbeit innehalten lassen, damit du durchatmen kannst. Und vielleicht zaubern sie dir ein leises Schmunzeln ins Gesicht.

Ich bin daran Kräfte zu sammeln, um mein begrenzendes Dach abzuheben und die Farben, Düfte und Klänge zu vernehmen, und, wenn es etwas zu erzählen gibt, dir davon zu berichten. Bis dahin laune ich weiter unter dem Holunderschattendach………

Sei herzhaft gegrüsst!
Iris

Berührung

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Von weit her ist sie gekommen.
Oder war sie schon die ganze Zeit da?
Nicht wahrgenommen, auch nicht gehört oder gefühlt und schon gar nicht gerochen.

Ist ja eigentlich gar nicht wichtig, Hauptsache ist, dass sie jetzt da ist.

Leise ist sie zu mir gekommen und hat mich sanft berührt. So sanft, dass ich schmunzelnd und mit verklärtem Blick in die Weite geschaut habe. Sie hat mich von innen heraus bewegt und Farbe auf meine Haut gezaubert.

Ist es die Freiheit, die mich auffordert zum Ozean zu werden, meine Tiefe, meine Vielfalt und meine Weite zu erkennen?

Oder ist es die nährende Stimme in mir drin, die mir Mut macht einen Schritt nach dem anderen ins Lebensabenteuer zu setzen?

Es könnte auch die Liebe sein, die mein Herz in Schwingung bringt und mich ausgelassen über den Himmel tanzen lässt!

Klingt nach wunderbarem Zauber. Die Berührung, die mich traf, sie kam  wirklich von weit her – das weiss ich jetzt mit Sicherheit.

Die Tiefe des Meeres, die Kraft der Erde, die Wildheit des Feuers brachten mir……….

……. die Ahnung.

Sanft und leise bewegt sie mich von innen heraus und bringt Farbe auf meine Haut – die Ahnung ist der Zauber, bevor er ausgesprochen und Wirklichkeit wird.

Die Ahnung ist das Unbeschreibliche.

Schneesturm

schneesturm

Ein Schneesturm im Kopf gibt weisse Antennen.

Wie oft fegt ein eisiger Wind durch die Gedanken, lässt das Festgedachte einfrieren und das Lose wegfliegen?

So wird alles irgendwie unfassbar.
Wo ist der Anfang und wo das Ende?
Festgefroren und weggeblasen.

Da stehe ich mit kalten Händen und weiss nicht, wo anpacken.

Schnell stecke ich sie in meine Manteltaschen, ziehe die Schultern hoch, drehe mich gegen den Wind und stapfe davon. Aber in diese Richtung wollte ich gar nicht! Eigentlich geht mein Weg genau gegen den Wind.

Der Weg zur Quelle führt gegen den Strom.
Gilt das beim Wind auch?

Ich drehe mich um, Schneeflocken stechen mir ins Gesicht. Ich nehme mein Halstuch über die Nase, ziehe die Kappe tief ins Gesicht.

Wo ist mein Weg?

Langsam wird es dunkel, wo will ich hin?

Da spüre ich ein Grümscheln in meinem Bauch. Es breitet sich aus wie ein Feuer. Ich bin wütend. Ja, so richtig. Immer mehr und mehr, bis ich das Gefühl habe, eine Eisbärin zu sein. Die Hände reissen sich aus den Taschen. Mein Kinn befreit sich vom Halstuch und die Kappe fliegt davon.

Ich brülle! Immer lauter. Scheeflocken fliegen in meinen Mund. Ich spüre keine Kälte mehr. Mein Gesicht glüht. Alle Gedanken tauen auf und werden vom Schneesturm weggefegt.

Ich öffne die Augen und setze mich heftig atmend in meinem Bett auf. Schnell greife ich in meine Haare. Sie sind nicht weiss…….schade.

Es ist mitten in der Nacht und ich habe Eisbärinnen-Kräfte.

Ein Engel

ein-engel

Ein Engel!

Wo?

Da, auf deinem Bild.

Das ist doch gar kein Engel.

Was, das soll kein Engel sein? Der trägt doch ein weites Kleid, einen Heiligenschein und Flügel! Ja, ok, in der Mitte hat er so komische Krümel, aber sonst ist er eindeutig ein Engel.

Findest du? Das habe ich gar nicht so gesehen. Also, ich habe eine Frau gemalt, die denkt. Nein, sie denkt eigentlich nicht, sie träumt. Oder besser, sie atmet, konzentriert sich und schliesst die Augen dabei. Ach nein, sie schläft. Nein, das geht auch nicht, sie steht ja aufrecht. Aha, jetzt weiss ich’s: Sie hört uns zu, versucht sich nicht einzumischen und darum sind die Augen geschlossen. Aber sie schmunzelt. Ich glaube, sie mag uns.

Wen meinst du?

Na, dich und mich!

Aber du kennst mich ja gar nicht!

So? Warum sprichst denn mit mir und willst mir weismachen, dass ich einen Engel gemalt habe?

Weil ich der Engel in deinem Bild bin. Ich höre dir zu, ich träume mit dir, wenn du schläfst bin ich da, und wenn du denkst, auch.

Ooh………….

Ich trage ein weites Kleid und Flügel und diese Krümel auf……..

das sind Reiskörner………..

……..ja, ich weiss. Und dafür möchte ich mich bei dir bedanken. Ich habe noch nie Reiskörner geschenkt bekommen. Sie sagen mir, dass du mich – auch – magst.

Hm. Darüber denke ich……schlafe ich……träume ich……nun erst einmal und dann……ok……ich gebe es zu……ich mag dich auch!

Zauber

zauber

Wie geht das?
Ich möchte alte Pfade verlassen.

Ist es nicht immer dasselbe? Zuerst ist man voller Elan, bricht auf zu neuen Ufern und denkt: Nun, von heute an wird alles anders. Und wenig später erkennt man, es ist doch wieder alles beim alten.
O, oh….. welchen Blues spiele ich da?

Ganz still setze ich mich hin. Ich suche meinen Kern und wünsche mir, seine Stimme zu hören. Komm schon! Zeig dich! Ich will dich vernehmen!
Nichts. Da ist einfach nichts!

Wie soll ich alte Pfade verlassen, wenn mein inneres GPS so still ist? So weiss ich ja gar nicht, wo ich bin, noch in welche Richtung ich soll.

Ich konzentriere mich, ich atme, ich reise nach innen, ich lausche.
Vielleicht sollte ich endlich einmal still sein?

Da kommt mir das Gedicht von Rainer Maria Rilke in den Sinn:
“Vor lauter Lauschen und Staunen sei still,
du mein tieftiefes Leben;
dass du weisst……………”

Nein, ich weiss nichts, ich hab den Rest vergessen.

Aber eigentlich ist das gar nicht so schlimm. Ich spüre den Rhythmus des Gedichtes und sein wunderbares Bild schenkt mir Ruhe:

Mein tieftiefes Leben ist unendlich,

ist ein Zauber. Da hat es Luft, Farben und Duft. Da hat es Rhythmus und Musik. Da hat es Freude, Trauer, Wut, Angst und Liebe.
Aber überhaupt gar keine Pfade! – ein unglaubliches Miteinander.

Und trotzdem gehe ich meinen Weg als Menschin. Ich will lernen, ich will wissen, ich will lauschen, ich will staunen über mein Land, das mein Leben ist.

 

ganz leicht

ganz leicht

Ich habe fliegen gelernt.

Eigentlich ist es ganz leicht. Die Arme seitlich ausbreiten und mit Auf- und Abbewegungen spüren, wie es einem langsam auf die Zehenspitzen hebt. Das Becken wird immer weiter und die Magengegend irgendwie mulmig. Der Atem ist kurz, denn es ist ja ungewohnt in die Luft aufzusteigen und schon entsteht  eine Mischung aus Furcht und Glück. Wie von selber öffnet sich der Mund, die Nasenflügel beben und die Augenbrauen werden nach oben gezogen, weil sich die Augenfenster weiten.

Und in dem Moment, wo sich ein lauter Jauchzer aus der Kehle befreit, flattern die Haare schon lustig im Wind. Und dann ……..
…….kommt das unbeschreibliche Gefühl des Abhebens.

Das Kleid schimmert in der Sonne, ich fühle mich schön. Der Hut bietet dem Gesicht Schatten und alles entspannt sich. Genüsslich legt sich der Kopf in den Nacken, denn der Blick in das unendliche Blau des unendlich weiten Himmels ist atemberaubend.

Es gibt nichts zu tun und nichts zu sehen und doch ist alles da. Es fliegt und fliegt und fliegt und fliegt.

Ich habe fliegen gelernt und spüre mein Leben in meinen Knochen. Für einmal ganz entspannt im Liegestuhl im Sommergarten.

Veränderungen

Veränderungen

Ui, nein!
Es ist passiert und jetzt fühle ich mich ganz durcheinander.
Ich habe gesucht und eine Antwort bekommen.
Und nun weiss ich nicht, wie ich damit leben soll.

Ich mag sie einfach nicht, die Veränderungen.
Wie schön ist es doch, sich auf immer Gleichbleibendes verlassen zu können? Aber nein, genau dann, wenn man auf das Gewohnte zählen möchte, verändert sich dieses oder ist auf einmal nicht mehr da. Fort! Weg! Da kann ich poltern, stampfen, rufen, heulen, wie ich will. Es kommt nicht mehr zurück.
Da kommt mir jeder Humor abhanden, die Gedanken sind trüb und die Ohren verklemmt.

Und dann? Was nimmt den ganzen Platz ein, der nun frei wird? Genau! Das Selbstmitleid. Die Anklage an das Leben. So habe ich es mir aber gar nicht vorgestellt! Könnte bitte mal alles nach m e i n e n Plänen laufen!

Ich schaue in den Spiegel und mustere mich vorsichtig. Du und ich, wir sind eins und manchmal ganz viele. Vor allem eine mit ganz vielen Gefühlen, Vorstellungen, Wünschen und Talenten …
… das Leben so zu nehmen, wie es ist …
oder es zu verändern.

Ich mag Veränderungen nicht, sie machen mich traurig.

Und jetzt, wenn ich so in den Spiegel schaue, erkenne ich eine Wildnatur neben mir. Komm, sagt sie voller Unternehmungslust und schaut mir durch den Spiegel in die Augen,
fest, klar und entschossen.

Komm, sagt sie, wir machen aus Scheisse Gold!