Übergang

durch den Wald BLOG BILD

Übergänge – Übergang – Über etwas Gehen – Etwas Überwinden

Was erwartet mich auf  der anderen Seite?

Ich stehe da und warte, warte, bis etwas passiert. Könnte mich jemand anstupfen, ganz sanft? Ist da jemand, der mir Mut macht, es zu wagen? Und kann mir jemand versichern, dass nicht alles ganz anders sein wird, wenn ich auf der andern Seite ankomme? Bin ich dann immer noch ich?

Ich stehe da und warte. Und schaue angestrengt auf die andere Seite. Aber es ist unmöglich etwas zu erkennen. Dann male ich mir halt etwas aus.

Ich stehe immer noch da. Und warten tue ich auch noch. Es ist zum Verzweifeln. Nichts passiert. Ausser dass mir alles wehtut. Die Beine vom langen Stehen, kalte Füsse und Hände, krummer Rücken, hungriger Bauch. Und mein Kopf? Etwa eine Tonne schwer.

Mühselig beginne ich mich zu bewegen, fort von hier. Vorbei an Ängsten hinein in die Glaubenssätze. Über Vorurteile strauchelnd bin ich auf dem Weg.

Ein Ende? Gibt es nicht. Ein Ankommen? Ja, zerschunden, hungrig und leer.

Gibt es denn keine hoffnungsvollere Perspektive?
Doch, sicher, mal dir doch etwas anderes aus!

Coming out

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Ja – das bin ich.
Nein – ich habe keine Windpocken.
So – sehe ich nach dem Duschen aus.
Sie – die Tagescreme ist noch nicht verstrichen.
Ich – schaue mich im Spiegel an.
Es – ist Morgen.

Lange schaue ich in den Spiegel und hänge noch meinem Traum nach. Ich übe blicken. Wenn ich ganz normal schaue, sehe ich mein Spiegelbild. Dann beginne ich die Augen zu verdrehen und ich schlüpfe in beliebige Rollen. Welches Gesicht soll ich heute aufsetzen? Welches Spiel spielen?

Wie traurig. Unmöglich ohne dieses Spiel auszukommen. Jeden Morgen die gleichen Handgriffe. Bis ich so aussehe, wie mich alle kennen.

“Ich bin immer für dich da!”
Wer spricht?
“Ich!”
Wer bist du?
“Ich, dein Herz!”
Was willst du?
“Ich bin immer für dich da, was immer du tust. Ich schlage dir den Rhytmus zu deinem Leben. Auch wenn du so peinlich bist wie gerade jetzt.”

Endlich! Ich habe es geschafft! Danke, du mein Liebstes, Unentbehrlichstes! Heute ist mein coming-out:

Ich bin – voll echt!

So-sein

So-sein BILD

– Krach!
* Krach? Ist dir etwas zu laut?
– Nein, ich meine nicht Lärm.
* Dann ist etwas auseinandergefallen?
– Nein, es war nie ganz zusammen.
* Krach?
– Krach! Streit! Wut! Wut! Wut!
* Mit wem?
– Sag ich nicht.

* Dann behalte es doch für dich, du pingeliges Rechteck!
– Pah! Du bist ja selber eines!
* Ja, aber ich bin zufrieden damit, und ich bin gern mit all den andern Rechtecken zusammen.
– Deine Heuchelei macht mich rasend! Glaubst du dir etwa, was du da sagst?
* Hey, bist du auf mich wütend?
– Ja!
– Nein!
– Ach …………………
* Los, raus damit! Jetzt will ich’s wissen.

– Ich könnte schreien, wenn meine Grenzen missachtet werden. Es schmerzt, wenn mein So-sein keine Achtung findet. Es zerstört mich, wenn ich überhaupt nicht beachtet werde.

* Du bist ja auf dich selber wütend!
– Ooch, sei doch still! Geh mir aus dem Weg mit deiner Besserwisserei!

Frau Berg

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Guten Tag. Ich bin Frau Berg. Ich bin Ahnin. Mich gibt es nicht mehr physisch auf dieser Welt. Sehr wohl aber lebe ich noch in den Herzen, Gedanken und Träumen meiner Nachkommen weiter. Das ist ein wohliges Gefühl!

Mein Leben auf dieser Erde war von grossen, kleinen und Kleinstkriegen geprägt. Kämpfen, ja das musste ich mein ganzes Leben lang. Dabei bin ich in den grünen Hügeln am grossen Fluss geboren worden – was für eine Idylle! Aber eben, fast nur fürs Auge.

Etwas vom Schönsten in meinem Leben war die Liebe von und zu meinen Enkelkindern. Sie brachten mich zum Lachen, und ich wagte meine lustigen, frechen und spielerischen Seiten zu zeigen. Ich schenkte ihnen alles, was mir zur Verfügung stand. Und sie bedankten sich wiederum, indem sie noch mehr spielen und Geschichten hören wollten (oder waren es immer dieselben?).

Wie sie so neben mir auf dem Sofa sassen und lauschten, hörte ich ihr vertrauensvolles Atmen und dies sagte mir, dass jetzt, in diesem Moment, Geborgenheit und Schutz, ja Freude und Liebe da war, trotz dem Schwierigen um uns herum.

Ich habe einen brauchbaren Samen gepflanzt, das weiss ich und sehe ich. Geschichten sind heilend und Hüte auch. Ich habe sie gerne getragen und sie standen mir auch unverschämt gut.

So nehme ich den meinen ein zweites Mal und setze ihn auf mein volles Haar, schmunzle dankbar und übernehme wieder die Rolle der Ahnin mit meiner ganzen Art.

Leben blüht von Generation zu Generation und ich war ein Teil davon…  hei, ist das schön!

In der Stadt

Ich bin glücklich! Ich war auf einer Reise und komme gerne nachhause, obwohl es mir auf der Reise gefallen hat.

Ich freue mich, denn heute ist in meiner Stadt etwas los. Die Leute sind für einmal abends unterwegs, um einzukaufen: Kleider, Schmuck, Schuhe, Seifen und Parfums, lauter Dinge, die man eigentlich gar nicht braucht. Es wird gelacht, getratscht, im Stehen allerlei durcheinander gegegessen. Und natürlich werden verschiedenste Säfte getrunken. Ich bin glücklich!

Ich habe mir ein neues Kleid gekauft und auch noch neue Schuhe. Ich finde mich schön, so schön, dass ich am liebsten auf der Strasse tanzen möchte. Ich müsste nur die Augen schliessen, dann würde ich niemanden sehen und ich hätte den Mut, allen mein Glück zu zeigen. Und am allerliebsten würde ich alle damit anstecken.

“Kommt! Schliesst die Augen und tanzt mit mir euer Glück, eure Freude, euren Schmerz, eure Trauer.”

Ich glaube, das wäre ein Glück für uns alle…