Spinnerei

spinnerei

So sieht Denken aus  ……………..  bei mir.

Da fliessen Fäden umher, die Farben und Töne produzieren. Ich versuche dann den Inhalt zu erkennen und einen Zusammenhang herzustellen.

Aber auf einmal verknüpfen sich zwei Fäden, die vorher gar nichts miteinander zu tun hatten. Es entsteht eine Verbindung, die mich innehalten lässt. Ich beginne meine Gedankenfäden zu spinnen, um den Inhalt der vorherigen zu verstehen.

So kann ich mir das Chaos, das sich manchmal in meinem Kopf und in meinem Herz ausbreitet am besten erklären.

Am schönsten ist es dann, wenn ich Adler spiele.

Die Gedankenspinnerei umkreisen, mich immer mehr von ihr entfernen, bis ich einen leeren Überblick erhalte. Meine Flügel im Wind sind weit und jede einzelne Feder flattert leise und nur ich kann sie hören. Ich blinzle, weil die Sonne direkt auf meinen kleinen aber eindrücklichen Kopf scheint. Sie macht mir Mut immer höher zu kreisen.

Und da…… da sehe ich meine Gedankenlandschaft von oben: Unzusammenhangslos, wild, lebendig, klar unverständlich für jemand anderes, für mich aber irgendwie magisch und voller Wunder.

Also – wenn ich sie noch lange so umfliege und bestaune – erkenne ich ganz deutlich……… mein Zuhause……… ich bin wieder wohlbehalten bei mir selber gelandet.

Ein Engel

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Ein Engel!

Wo?

Da, auf deinem Bild.

Das ist doch gar kein Engel.

Was, das soll kein Engel sein? Der trägt doch ein weites Kleid, einen Heiligenschein und Flügel! Ja, ok, in der Mitte hat er so komische Krümel, aber sonst ist er eindeutig ein Engel.

Findest du? Das habe ich gar nicht so gesehen. Also, ich habe eine Frau gemalt, die denkt. Nein, sie denkt eigentlich nicht, sie träumt. Oder besser, sie atmet, konzentriert sich und schliesst die Augen dabei. Ach nein, sie schläft. Nein, das geht auch nicht, sie steht ja aufrecht. Aha, jetzt weiss ich’s: Sie hört uns zu, versucht sich nicht einzumischen und darum sind die Augen geschlossen. Aber sie schmunzelt. Ich glaube, sie mag uns.

Wen meinst du?

Na, dich und mich!

Aber du kennst mich ja gar nicht!

So? Warum sprichst denn mit mir und willst mir weismachen, dass ich einen Engel gemalt habe?

Weil ich der Engel in deinem Bild bin. Ich höre dir zu, ich träume mit dir, wenn du schläfst bin ich da, und wenn du denkst, auch.

Ooh………….

Ich trage ein weites Kleid und Flügel und diese Krümel auf……..

das sind Reiskörner………..

……..ja, ich weiss. Und dafür möchte ich mich bei dir bedanken. Ich habe noch nie Reiskörner geschenkt bekommen. Sie sagen mir, dass du mich – auch – magst.

Hm. Darüber denke ich……schlafe ich……träume ich……nun erst einmal und dann……ok……ich gebe es zu……ich mag dich auch!

Zwei Worte

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Richtig oder falsch?
Seitdem ich dieses Bild gemalt habe, möchte ich daran flicken. Diese Schulter ist total falsch!

Die arme Tänzerin. Was ist wohl mit ihr passiert?

Ich habe sie so gemalt. So wie sie hier ist. Es ist mir einfach keine andere Schulter gelungen.

Richtig oder falsch? Dieser Satz, diese Aussage ist wie eine alte Kommode. Ich öffne eine Schublade und dicke Luft strömt mir entgegen. Schnell schliesse ich sie wieder, nein, in diesen alten Sachen grüble ich nicht.

Wie würde die Wand, der Raum ohne diese Kommode aussehen? Mit aller Kraft schiebe ich sie zur Seite.
Die Kommode ist jetzt zwar weg, aber trotzdem noch da an der vergilbten Wand. Im Kopf dreht’s Kreise: Richtig oder falsch?

Ich beginne nun den neuen Raum, meinen Kopf freizutanzen, bis ich müde bin und mich an die Wand lehne. Und was sehe ich?

Genau! Die Kommode! Noch voller Eifer reisse ich alle Schubladen auf und schnaube wild in die dicke alte Luft hinein. Da fällt mein Blick auf eine Figur, die ich vor Jahren einmal selber geformt habe. Ich vergesse meinen Sturm in mir und halte die Figur ans Licht. Je länger ich sie anschaue, umso besser gefällt sie mir. Wie konnte sie nur in diesen verstaubten Worten landen……?

Ich stelle sie behutsam auf das bekannte Stück, schliesse alle Schubladen und vorsichtig schiebe ich sie wieder an ihren alten Platz zurück. Da stehen sie nun, ohne Schnörkel und ohne etwas drum herum, ganz ohne Anstrengung:

Die richtig stinkende Kommode und meine wundervolle Figur – in ihren Tanz vertieft – die viel zu lange am falschen Ort lag und geduldig auf mich wartete.