Schlaufen

Schlaufen

Ich war dabei.
Ganz und gar.
Wortmalend, herztanzend, Geschichten redend und mitatmend ging ich durch den Saal.

Dieser Saal ist eine Scheibe. Darauf gehen ganz viele. Die Scheibe dreht sich nicht. Sie ist fest. Ganz fest. Und um alle herum dreht sich die Sonne.

Nun sitze ich da und denke über alles nach. Ich denke und denke. Ich träume und lasse alles Revue passieren. Und nochmals. Und dann nochmals. Die Zeit vergeht, ich sitze immer noch am selben Ort und meine Bilder verändern sich nur langsam.

Da meldet sich die eine Stimme in mir drin, die mir auf die Füsse tritt, ihre Hände an meine Wangen legt und sie rubelt, mir einen Klaps auf den Hintern gibt und meine Hände schüttelt:

  • Haaalllooo! Wo bist du? Siehst du mich? Hörst du mich? Aufwachen! Das Leben geht längst weiter!
  • Ach nein, du blöde Stimme, lass mich in Ruhe!
  • Nein, lass ich nicht. Komm spiel mit mir!
  • Aber sitzen und träumen ist wie spielen.
  • Ja, aber nicht, wenn du dich in vergangenen Schlaufen drehst. Du bist so langweilig!

Ändern. Sosein. Annehmen. Zweifeln. Grübeln. Auseinandernehmen. Reimen. Träumen. Abhauen. Sitzen und  …
warten auf die Stimme, die mir sagt, dass alles in Ordnung ist, so wie es ist.

Ich bin ruhig, ich bin zerzaust, ich übe.

Ich drehe träumend Wunschbänderschlaufen um die feste Erde, die sich dreht mit der Sonne drum herum. Und darauf steht:

ICH BIN
frech
wild
trotzigmotzig
liebevoll
gutgelaunt
lustig
weiblich
alt und jung
tanzend
schwingend singend
klar – zerzaust.
Ja!

Wild

wild

Mit Pfeil und Bogen
pirsche ich durch die Farben.

Ich bin auf der Suche nach Echtem, nach Handfestem, nach klaren Blicken und Worten, nach Mut und Ordnung, nach Blumen mit Düften.

Wild und ausgelassen tanze ich – mit allem, was an meinen Knochen ist – als Osterhäsin.
Niemand hat sie je gesehen, geschweige denn gefangen. Schon gar nicht mit Pfeil und Bogen.

Osterhäsin?

 

Schwelle

Schwelle.jpg

Grenze
Übergang
Überschreiten
Schmerz
Angst
Zurückschrecken
Warten
Lauschen
Atmen
Zögern
Intuition
Innerer Ruck
Druck
Hastig
Unaufmerksam
Noch nie darüber nachgedacht
Handlung des Alltags
Innehalten
Auf der Schwelle
Stehen
Und warten, ob etwas geschieht.
Neuen Raum betreten
Und das Gegenüber kennenlernen
Begrüssen und
Abschied nehmen
Das Bedürfnis nach Verschmelzung
durch Eigenständigkeit ersetzen
Mich trauen,
Räume zu verlassen

Die Schwelle als Hüterin betrachten
Sie begrüssen und innehalten
Den eigenen Puls tanzen
Und die Geheimnisse des Alltags ………….

tagträumen

Tagträumen.jpg

Nachdenklich.
Nachdenklich bin ich.

Mache ich es recht oder bin ich ungerecht? Kann ich es allen recht machen?
Sicher nicht, höre ich euch da rufen, kaum habe ich die Frage gestellt.

Wärt ihr auch einmal gerne rundherum beliebt? Fehlerlos, ohne Pickel oder andere Makel?
Nein, höre ich euch schon wieder, das wäre doch farblos und überhaupt sind diese Fragen realitätsfern und langweilig.

Ja, das ist schon möglich.

Ich schliesse meine Augen und schaue in sie hinein. Ich höre auf die Geräusche um mich herum. Und so vielfältig wie das Gehörte ist, so zahlreich ist das Gedachte.

In solchen Situationen wie eben jetzt wäre ich gerne jemand anderes. Wie sehen wohl die Gefühle  anderer Menschen aus? Was nehmen sie genau wahr? Was denken sie, wenn sie meine Geschichten lesen?

Das Schöne an diesem Spiel ist, es trägt einem fort. Fort von sich, fort von dem Hiersein….. adieu …….. hallo Tagtraum.

Und warum tue ich das? Nur, um der eigentlichen Arbeit auszuweichen.

Da gibt es nur eines: Schnell! Ich brauche einen roten Faden!
Nein, sage ich, nicht um ihm zu folgen.
Ich lege ihn auf den Boden, er ist meine Schwelle.

Ich springe darüber. Ich komme wieder bei mir an. Und jetzt gibt es kein Entwischen mehr.

Hallo, ich kenne dich. Ich habe dich schon mal getroffen.
Ich mag dich, erzählst du mir ein wenig von dir?
Von Aug zu Aug?
Von Herz zu Herz?

Was, jetzt? Ich habe doch zu tun!

Spiegel

Der Spiegel

Soll ich oder soll ich nicht?
In den Spiegel schauen, nicht nur an meiner Fassade hängen bleiben, sondern immer tiefer forschen, immer tiefer gehen, in den Dschungel meines Innern?

Was ist es, was mich ausmacht? Mein Gesicht, mein Gang, wie ich spreche?

Würde ich mich erkennen, wenn ich mir auf der Strasse begegnen würde?
Hallo, darf ich Sie etwas fragen? Ich glaube, wir kennen uns. Irgendwo sind wir uns  mal begegnet. Aber wo?
Ja! Sie kommen mir auch bekannt vor, aber wir haben ja beide schon viele Jahre erlebt, da ist es gut möglich, dass wir uns schon mal getroffen haben. Ich muss nun weiter, ich wünsche Ihnen ein schönes Leben!

Ist die aber ungeduldig! Sie tut so freundlich und wohlwollend, dabei hat sie gar keine Lust dazu. Nein, mit der will ich nichts zu tun haben.
Ich…. ich meine mein Ich und ich sind immer authentisch. Glaube ich. Meine ich. Denke ich. Jedenfalls bin ich es oft oder manchmal auch fast gar nicht. Merke ich.
Was geschieht, wenn ich mir Zeit nehme, um mit mir zu reden? Ich meine richtig, von Aug zu Aug, von Herz zu Herz.

Also gut, ich bin mutig. Bei der nächsten Begegnung lasse ich sie nicht mehr entwischen, ich will sie kennen lernen.

Ich glaube… ich mag sie…..trotzallem…..