ICH

davon

Tschüss! Ich gehe jetzt.
Frage nicht wohin, ich weiss es selber nicht. Ich habe gepackt und mache mich auf den Weg.

Ich glaube, es wird eine grosse Reise. Ob sie lange wird? Nein, ich glaube nicht. Mir gefällt es hier. Ja eigentlich möchte ich gar nicht weg. Und doch.
Die grosse Reise ruft. Ganz laut. Und es ist es ist genau der richtige Zeitpunkt, sie zu tun.

Nun bin ich aufgeregt. Welche Abenteuer warten auf mich? Was passiert, wenn ich mich verirre? Wem werde ich begegnen? Wie wird das Wetter sein? Oh, und ja, habe ich die richtigen Kleider und Schuhe dabei? Und von welchen Speisen ernähre ich mich? Wie werden die Nächte?

Ich segle davon. Über mir der weite Himmel. Unter mir die unergründliche Tiefe des Wassers. Ich spüre den Wind in den Haaren. Und die Sonne erzählt mir vom Tag und von der Nacht.

Ich halte mich fest, an meinem Herzen, an meinen Sinnen.
Ich spüre die Wurzeln des Menschseins.
Ich antworte dem Leben mit meiner Stimme:
Ich bin, die ich bin.

Und mich zu entdecken eine grosse Reise wert.

Ungeduld

Ungeduld

Stinkig! Übellaunig. Ungeduldig.

Ist gar nicht so einfach, nur so vor sich hin zu wachsen. Das Blühen zu geniessen, oder gar das Verwelken. Ich weiss gar nicht, was von all dem am schwierigsten ist.

Muss, müssen, sollen, sein…
Ach, ich habe eine solche Ungeduld im Kopf, im Herz und im Bauch. Am liebsten möchte ich stampfen und brüllen.

Machen das die Blättchen in den Knospen auch so? Sie sind eingesperrt im Samen, im Ast, dann toben sie, bis das starre Winterholz erschreckt und ihnen einen Platz freiräumt, um zu spriessen.

Oh ja, spriessen. Das stelle ich mir lustvoll vor. Unkontrolliert bewegen, laut lachen, tief grunzen, leise nachspüren und peng! Ich bin geboren!

Nein, ich überlege mir jetzt nicht, als was ich geboren wurde. Nein, diese alte Leier “Wer bin ich?”, “Wozu bin ich hier?” und überhaupt……..
Nein, spriessen ist angesagt. Die Orientierung ist nach oben, schutzlos und von Wind und Wetter empfangen. Juhuuu! Und natürlich auch nach unten, geborgen mit tausend neuen gefrässigen Würzelchen.

Grenzen – los, geht leider nicht. Sie sind die stetigen Hüterinnen in mir drin. Aber manchmal beachte ich sie einfach nicht und zeige dir mein stinkiges Gesicht.

Wachsen

Wachsen

Jetzt gehts los! Auf zu neuen Ufern. Das Alte hinter sich lassen und mit wehenden Fahnen in die Zukunft segeln.

Wenn das so einfach wäre. Worte sind fies und gemein. Sie übermitteln einem in Sekundenschnelle Bilder – und diese schlüpfen dann in eine der diversen Schubladen in unserer Gefühlsküche. Und manchmal fliegen sie direkt in die Pfanne, wo sie gekocht, mit alten Gedanken gewürzt und dann mit Heisshunger gegessen werden.
Und schon stellen wir uns vor, was dann mit uns passiert. Ist das Gebräu bekömmlich oder unverdaulich? Kann ich daran wachsen oder sterbe ich einen weiteren Tod auf meinem Lebensweg?

Also nein, so geht das nicht! Ich beginne nochmals von vorn:

Los gehts! Mit wehenden Fahnen erkunde ich das neue Unbekannte. Die Abenteuerlust ist noch im Handgepäck, aber ich bin sicher, wenn ich dann mal unterwegs bin, wird sie mich noch ganz erfassen.
Und was ist, wenn ich gar nicht auf Reisen gehen will? Wenn es mir genügt Blume zu sein, die wächst, gedeiht, erblüht und wieder verwelkt? Ist das Abenteuer genug?

Wo sind nun alle weisen Ratschläge? Weg? In Luft aufgelöst? So wie mein Drängen und Sehnen, wie mein Rückwärtsmarsch und Widerständigsein? Ich merke schon, da ist nichts mehr.

In der Ferne sehe ich viele Punkte. Ich kann nicht erkennen, was sie bedeuten. Aber das macht nichts. In mir breitet sich eine freudige Gewissheit und Ruhe aus. In meiner ureigenen Zeit werde ich einen dieser Punkte berühren und ein ganzes Universum wird sich mir zeigen.

Bis dahin ……

…………wachse ich, gedeihe ich, blühe ich, verwelke ich….wachse ich, gedeihe ich, blüh…

Und nähre mich vom kraftvollen Puls der Erde.

Veränderungen

Veränderungen

Ui, nein!
Es ist passiert und jetzt fühle ich mich ganz durcheinander.
Ich habe gesucht und eine Antwort bekommen.
Und nun weiss ich nicht, wie ich damit leben soll.

Ich mag sie einfach nicht, die Veränderungen.
Wie schön ist es doch, sich auf immer Gleichbleibendes verlassen zu können? Aber nein, genau dann, wenn man auf das Gewohnte zählen möchte, verändert sich dieses oder ist auf einmal nicht mehr da. Fort! Weg! Da kann ich poltern, stampfen, rufen, heulen, wie ich will. Es kommt nicht mehr zurück.
Da kommt mir jeder Humor abhanden, die Gedanken sind trüb und die Ohren verklemmt.

Und dann? Was nimmt den ganzen Platz ein, der nun frei wird? Genau! Das Selbstmitleid. Die Anklage an das Leben. So habe ich es mir aber gar nicht vorgestellt! Könnte bitte mal alles nach m e i n e n Plänen laufen!

Ich schaue in den Spiegel und mustere mich vorsichtig. Du und ich, wir sind eins und manchmal ganz viele. Vor allem eine mit ganz vielen Gefühlen, Vorstellungen, Wünschen und Talenten …
… das Leben so zu nehmen, wie es ist …
oder es zu verändern.

Ich mag Veränderungen nicht, sie machen mich traurig.

Und jetzt, wenn ich so in den Spiegel schaue, erkenne ich eine Wildnatur neben mir. Komm, sagt sie voller Unternehmungslust und schaut mir durch den Spiegel in die Augen,
fest, klar und entschossen.

Komm, sagt sie, wir machen aus Scheisse Gold!

Singen

Singen

Schubidu dubiduba!

Singen ist etwas Wunderbares. Es geschieht so viel in einem drin, ohne viel zu tun. Singen ohne Worte, einfach drauflos Lautmalern in eigenen Harmonien.

Mmmmmigulahu mmmmmi zabirrgolo.
Ich glaube, das ist gesund. Ja ich würde sogar sagen, es ist Medizin. Etwa so, wie einen Liebesbrief zu erhalten.
Da beginnen die Saiten in einem zu schwingen, bis ein ganzes Orchester die Lebenssäfte zum Fliessen bringt.

Eingepackt im Körper hüpft das Herz umher, nimmt Beine und Arme mit, lässt Füsse und Hände den Rhythmus klopfen.
Und was ist denn das? Das Becken wippt heimlich mit und die Schultern wollen von einer Schwere nichts mehr wissen.
Und der Kopf? Unbeteiligt thront er auf der ganzen Geschichte, entlässt tausend Bildergedanken absichtslos in die eigene – für alle andern unsichtbare – Welt.

Laliba lubalalei, so praktisch, schabuliduduuu, gibt es eine Türe ins eigene Land, vuriallutuda … nur ich kenne sie. Sie ist für mich alleine bestimmt.

Angelehnt an den Türrahmen, auf der Schwelle stehend, wachsen mir Flügel, tanzt mein ganzes Inneres. Und doch: zwischen den Welten ist es endlich still.

Ich bin zu Hause.