Ei ei ei …

Eieiei

Langsam, langsam schäle ich mich aus meinem Ei.

Lange habe ich darin gewohnt, mir mein Leben eingerichtet. Es war schön darin. Ungern verlasse ich das Bekannte.

Keine Angst! Ich werfe nicht alle über den Haufen und lasse Liebgewonnenes hinter mir, nein, nein.

Ich glaube es geht eher um die harte Schale, ganz nah um mich herum.
Mein Herz, meine Kraft, mein Leben wollen sich ausdehnen.

Ich atme tief ein und ganz laut wieder aus. Ich stosse sanft mit dem Kopf durch den Riss in meiner Schale. Oh! Wie hell ist es da draussen!
Meine Füsse spüren den harten Rand, meine Arme und Hände verschaffen sich kräftig Platz.

Ich bewege mich in alle Richtungen, ich tanze, ich stampfe, ich drehe mich im Kreis, fliege wie ein Propeller.

Es kracht. Lauter kleine Stücke fliegen durch die Luft und fallen wie Sternschnuppen auf die Erde.

Ich sehe den weiten Himmel über mir, die starke Erde unter mir. Ich spüre das Feuer in mir, und der Wind weist mir die Richtung.

Einmal mehr fühle ich mich wie neu geboren. Ich suche meinen Weg und er-finde ihn immer wieder neu.

Ich lebe!

ICH

davon

Tschüss! Ich gehe jetzt.
Frage nicht wohin, ich weiss es selber nicht. Ich habe gepackt und mache mich auf den Weg.

Ich glaube, es wird eine grosse Reise. Ob sie lange wird? Nein, ich glaube nicht. Mir gefällt es hier. Ja eigentlich möchte ich gar nicht weg. Und doch.
Die grosse Reise ruft. Ganz laut. Und es ist es ist genau der richtige Zeitpunkt, sie zu tun.

Nun bin ich aufgeregt. Welche Abenteuer warten auf mich? Was passiert, wenn ich mich verirre? Wem werde ich begegnen? Wie wird das Wetter sein? Oh, und ja, habe ich die richtigen Kleider und Schuhe dabei? Und von welchen Speisen ernähre ich mich? Wie werden die Nächte?

Ich segle davon. Über mir der weite Himmel. Unter mir die unergründliche Tiefe des Wassers. Ich spüre den Wind in den Haaren. Und die Sonne erzählt mir vom Tag und von der Nacht.

Ich halte mich fest, an meinem Herzen, an meinen Sinnen.
Ich spüre die Wurzeln des Menschseins.
Ich antworte dem Leben mit meiner Stimme:
Ich bin, die ich bin.

Und mich zu entdecken eine grosse Reise wert.

Wachsen

Wachsen

Jetzt gehts los! Auf zu neuen Ufern. Das Alte hinter sich lassen und mit wehenden Fahnen in die Zukunft segeln.

Wenn das so einfach wäre. Worte sind fies und gemein. Sie übermitteln einem in Sekundenschnelle Bilder – und diese schlüpfen dann in eine der diversen Schubladen in unserer Gefühlsküche. Und manchmal fliegen sie direkt in die Pfanne, wo sie gekocht, mit alten Gedanken gewürzt und dann mit Heisshunger gegessen werden.
Und schon stellen wir uns vor, was dann mit uns passiert. Ist das Gebräu bekömmlich oder unverdaulich? Kann ich daran wachsen oder sterbe ich einen weiteren Tod auf meinem Lebensweg?

Also nein, so geht das nicht! Ich beginne nochmals von vorn:

Los gehts! Mit wehenden Fahnen erkunde ich das neue Unbekannte. Die Abenteuerlust ist noch im Handgepäck, aber ich bin sicher, wenn ich dann mal unterwegs bin, wird sie mich noch ganz erfassen.
Und was ist, wenn ich gar nicht auf Reisen gehen will? Wenn es mir genügt Blume zu sein, die wächst, gedeiht, erblüht und wieder verwelkt? Ist das Abenteuer genug?

Wo sind nun alle weisen Ratschläge? Weg? In Luft aufgelöst? So wie mein Drängen und Sehnen, wie mein Rückwärtsmarsch und Widerständigsein? Ich merke schon, da ist nichts mehr.

In der Ferne sehe ich viele Punkte. Ich kann nicht erkennen, was sie bedeuten. Aber das macht nichts. In mir breitet sich eine freudige Gewissheit und Ruhe aus. In meiner ureigenen Zeit werde ich einen dieser Punkte berühren und ein ganzes Universum wird sich mir zeigen.

Bis dahin ……

…………wachse ich, gedeihe ich, blühe ich, verwelke ich….wachse ich, gedeihe ich, blüh…

Und nähre mich vom kraftvollen Puls der Erde.

Veränderungen

Veränderungen

Ui, nein!
Es ist passiert und jetzt fühle ich mich ganz durcheinander.
Ich habe gesucht und eine Antwort bekommen.
Und nun weiss ich nicht, wie ich damit leben soll.

Ich mag sie einfach nicht, die Veränderungen.
Wie schön ist es doch, sich auf immer Gleichbleibendes verlassen zu können? Aber nein, genau dann, wenn man auf das Gewohnte zählen möchte, verändert sich dieses oder ist auf einmal nicht mehr da. Fort! Weg! Da kann ich poltern, stampfen, rufen, heulen, wie ich will. Es kommt nicht mehr zurück.
Da kommt mir jeder Humor abhanden, die Gedanken sind trüb und die Ohren verklemmt.

Und dann? Was nimmt den ganzen Platz ein, der nun frei wird? Genau! Das Selbstmitleid. Die Anklage an das Leben. So habe ich es mir aber gar nicht vorgestellt! Könnte bitte mal alles nach m e i n e n Plänen laufen!

Ich schaue in den Spiegel und mustere mich vorsichtig. Du und ich, wir sind eins und manchmal ganz viele. Vor allem eine mit ganz vielen Gefühlen, Vorstellungen, Wünschen und Talenten …
… das Leben so zu nehmen, wie es ist …
oder es zu verändern.

Ich mag Veränderungen nicht, sie machen mich traurig.

Und jetzt, wenn ich so in den Spiegel schaue, erkenne ich eine Wildnatur neben mir. Komm, sagt sie voller Unternehmungslust und schaut mir durch den Spiegel in die Augen,
fest, klar und entschossen.

Komm, sagt sie, wir machen aus Scheisse Gold!

Schlaufen

Schlaufen

Ich war dabei.
Ganz und gar.
Wortmalend, herztanzend, Geschichten redend und mitatmend ging ich durch den Saal.

Dieser Saal ist eine Scheibe. Darauf gehen ganz viele. Die Scheibe dreht sich nicht. Sie ist fest. Ganz fest. Und um alle herum dreht sich die Sonne.

Nun sitze ich da und denke über alles nach. Ich denke und denke. Ich träume und lasse alles Revue passieren. Und nochmals. Und dann nochmals. Die Zeit vergeht, ich sitze immer noch am selben Ort und meine Bilder verändern sich nur langsam.

Da meldet sich die eine Stimme in mir drin, die mir auf die Füsse tritt, ihre Hände an meine Wangen legt und sie rubelt, mir einen Klaps auf den Hintern gibt und meine Hände schüttelt:

  • Haaalllooo! Wo bist du? Siehst du mich? Hörst du mich? Aufwachen! Das Leben geht längst weiter!
  • Ach nein, du blöde Stimme, lass mich in Ruhe!
  • Nein, lass ich nicht. Komm spiel mit mir!
  • Aber sitzen und träumen ist wie spielen.
  • Ja, aber nicht, wenn du dich in vergangenen Schlaufen drehst. Du bist so langweilig!

Ändern. Sosein. Annehmen. Zweifeln. Grübeln. Auseinandernehmen. Reimen. Träumen. Abhauen. Sitzen und  …
warten auf die Stimme, die mir sagt, dass alles in Ordnung ist, so wie es ist.

Ich bin ruhig, ich bin zerzaust, ich übe.

Ich drehe träumend Wunschbänderschlaufen um die feste Erde, die sich dreht mit der Sonne drum herum. Und darauf steht:

ICH BIN
frech
wild
trotzigmotzig
liebevoll
gutgelaunt
lustig
weiblich
alt und jung
tanzend
schwingend singend
klar – zerzaust.
Ja!

Bild im Bild

Bild im Bild

Das Bild im Bild.
So einfach ist das. Ein Papier, ein Rahmen und ich.

Zuerst war nur das Papier. Dann kam die Farbe. Langsam breitete sie sich aus.
Was willst du? Was machst du da?
Irgendwie ist alles ein wenig ziellos. Ja, ausufernd. So geht das nicht. Ein Rahmen muss her, dem Ganzen Struktur geben. Schnell noch mehr Farbe.
Ach nein, nun ist die Leere da. Eine strukturierte Leere, ach nein.

Woher kenne ich das nur?
Hilfe, ich verirre mich!
Da ist einfach nichts. Soll ich so tun, als wäre da etwas, oder kann ich das Nichts aushalten?

Gibt es das, ein leeres Bild?
Nichts sagen, nichts aussagen.
Wen interessiert das?

Ich habe es gewusst. Du hälst es nicht aus.
Ein Strich in der Landschaft, und darauf gehe ich.
Ich sehe dich, ich höre dich, ich schaue dir zu und ja, ich höre dir auch zu.
Ich bin aus dem Nichts geboren worden und interessiere mich für dich.

Komm, erzähle mir deine Geschichte. Sie hat noch Platz auf diesem Papier, in diesem Rahmen und ………. mit mir!

glaub‘ ich nicht

glaub ich nicht

Ich bin allein und das ist gut so.

Ich schwebe durchs Weltall und schaue. Nein, ich warte. Ich warte darauf, dass mich jemand sieht. Ich bin doch spannend mit meinem roten Punkt und der kecken Linie, die aussieht wie ein Hut. Und beim genaueren Hinschauen sieht man meine Gefühle: zarte, lebendige, wilde, tiefe aber auch oberflächliche Gefühle – Gefühle halt.

Also, ich schwebe, ich fliege, ich drehe mich im Kreis, und alle Antennen sind auf Empfang ausgerichtet.

Ich sehe ganz viel. Und ganz viele. Ja, ich gebe zu, ich bin nicht allein. Ich habe einfach alle weggelassen. Aber dieser Trick funktioniert, glaub‘ ich, nicht.

Du siehst ein wenig müde aus.
Was?
Bist du schon lange so?
Wie?
So angestrengt.
Bin ich das?
Weiss nicht.
Ach, lass mich in Ruhe, ich will alleine sein!
So siehst du auch aus, glaub‘ ich dir aber nicht.
Geh weg!
Bin auf dem Weg.
Niemand mag mich, dabei bin ich doch etwas Besonderes.

Eben.

Da!

Da!

Wer weiss, sage ich da nur, wer weiss.

Da liegt man im Bett und sollte schlafen, aber da kann man noch lange sollen oder wollen, es nützt nichts, es geht nicht.
So beginnt sich das Denkrad zu drehen und es werden jede Menge Wortbildmalereien ausgeschüttet. Man dreht sich von einer Seite zur anderen, vom Bauch auf den Rücken, sucht nach Mittelchen und Wegen, die zur Schwelle ins Schlafland führen.

Da! Ich sehe sie! Ich beginne zu laufen, um endlich, endlich die erlösende Ruhe zu erleben.
Erleben? Was erlebe ich da eigentlich auf der anderen Seite? Was mache ich, wenn ich schlafe?

Und schon ist mein Geist wieder wach.
Nein! Ich will nicht mehr denken! Still! Still! Ruhe da oben, ich will endlich Ruhe!

Mmm, laa, na, na, naa, joo, liduli, dooooo, la ………. na, na, naaa …………

Leise, dann immer lauter beginne ich Erfundenes zu singen. Es klingt kreuzfalsch, hat keinen Inhalt. Ich will einfach das Geschwätz, die wenns und abers, die Bilder im Sekundentakt übertönen. Jetzt nehme ich sogar noch die Hände, dann auch die Arme dazu und singe eine Einschlafarie im Liegen aus voller Kehle.

Da! Ich breche erschreckt meine für mich überzeugende, bühnenreife Show ab. Jemand hat sich auf meine Bettkante gesetzt. Ich sehe eine dunkle Silhouette und dann …….
Määääääuuu!

Es ist hell draussen. Ich höre Vögel zwitschern und ein regelmässiges Quietschen. Die Katze schläft tief und fest am Fussende meines Bettes.

Traum oder Wirklichkeit?

 

 

Furchtbar

Furchtbar

Siehst du mich? Mich Vogel, auf dem Bild? Mache ich dir Angst? Ja?
Das ist gut so. Das will ich auch. Das ist voll meine Absicht.

Uuuuuuuuaaaaaachhhhhhh!

Ich bin daran, meine Flügel auszubreiten und dir meine hässliche Schönheit zu zeigen, so dass es dich schaudert.
Bist du bereit?

Ok! Ich kenne mich in deinem Schattenbereich aus. Ja, da bin ich zu Hause. Mein Name ist Zweifelsatem, Nörgelsepp, Stinkerstänkerin, Schwarzbildmalerin, Giftzwerg, Rechthaberwegweiser, Rachekönigin oder Gefühlskrieger und noch viele mehr.
Manchmal habe ich sehr viel zu tun. Ich sabotiere deine Schönmalerei, wo es nur geht.

Und? Sag schon! Kennst du mich?
Hör auf zu zittern und zu jammern. Ich bin doch nur ein Teil von dir! Das kann doch nicht so schlimm sein?
Komm, flieg mit mir eine Runde über dein Lebensland!

Nein?
Weil du Angst vor mir hast oder weil du mich verleugnest?

Hm. Also, machen wir es anders.
Schliesse deine Augen. Klatsche in die Hände und reibe sie. Dann legst du sie frisch belebt auf dein Gesicht. Spürst du deine Wärme, deinen eigenen Geruch, der dich schützt?
Nun breite deine Arme aus und fliege über deine Landschaft, die alles zeigt, was dich ausmacht.
Fliege, fliege, fliege und staune!
Ganz, ganz lange………..

 

Ja, ich habe verstanden, es war eine weise Entscheidung von dir, nicht mit mir zu fliegen. Jetzt erkennst du, ich bin nur der lärmende Vogel unter unendlich vielen Farben, Formen und Gestalten – deine Fülle!

Oooh…… ich merke, du hast keine Angst mehr vor mir.

Dann suche ich mir halt wieder ein neues Land, wo ich das Fürchten…………….. in Vertrauen verwandeln kann.

Sicher … nicht!

Sicher nicht

Autsch!

Das tut weh. Da gehe ich, mit mürrischen Schritten und wildem Herz. Ich achte nicht auf die Umgebung, bin ganz vom Erlebten eingenommen. Um ehrlich zu sein, in mir tobt ein Sturm, der alles fortreisst, was nicht niet- und nagelfest ist. Um noch ehrlicher zu sein, da ist eigentlich kaum etwas Festes, etwas, woran ich mich hätte halten können. Darum liegt alles in kürzester Zeit in Trümmern. Und jetzt? Aufräumen? Nein! Sicher nicht! Warum immer ich? Soll doch der andere auch einmal!

Ich bin immer noch unterwegs. Noch grimmiger, mit fast stampfenden Schritten. Soll ich heulen? Laut schreien? Die Leute auf der Strasse an meiner Wut teilhaben lassen? Nein! Sicher nicht! Das regle ich alles selber! Ha! Ich bin selber gross…

Ich fülle meinen Brustkorb mit Trotz, schüttle meine Schultern und halte mein Kinn selbstbewusst in die Luft.

Autsch!

Ich liege auf dem Boden. Es ist nämlich Winter, eiskalt und die Strasse spiegelglatt. Wie eine Puppe bin ich geflogen und sitze nun da, die Beine von mir gestreckt. Mit der Hand fahre ich über das Eis…………….  ohhhh………… so zart und so hart………..

Langsam rapple ich mich wieder auf, und genauso langsam beginne ich zu lachen und noch langsamer taste ich mich vorwärts.
Aber ich werde mutiger. Bewege mich, als hätte ich Kufen an den Schuhen, kreische laut, wenn ich fast wieder das Gleichgewicht verliere und lache befreit in meinen Bart……

In meinen Ohren höre ich die Stimme meiner Grossmutter:
„Weisst du, wir müssen mit dem gleichen Gesicht wieder fröhlich werden…“

Ach je, wie recht sie hat!