So-sein

So-sein BILD

– Krach!
* Krach? Ist dir etwas zu laut?
– Nein, ich meine nicht Lärm.
* Dann ist etwas auseinandergefallen?
– Nein, es war nie ganz zusammen.
* Krach?
– Krach! Streit! Wut! Wut! Wut!
* Mit wem?
– Sag ich nicht.

* Dann behalte es doch für dich, du pingeliges Rechteck!
– Pah! Du bist ja selber eines!
* Ja, aber ich bin zufrieden damit, und ich bin gern mit all den andern Rechtecken zusammen.
– Deine Heuchelei macht mich rasend! Glaubst du dir etwa, was du da sagst?
* Hey, bist du auf mich wütend?
– Ja!
– Nein!
– Ach …………………
* Los, raus damit! Jetzt will ich’s wissen.

– Ich könnte schreien, wenn meine Grenzen missachtet werden. Es schmerzt, wenn mein So-sein keine Achtung findet. Es zerstört mich, wenn ich überhaupt nicht beachtet werde.

* Du bist ja auf dich selber wütend!
– Ooch, sei doch still! Geh mir aus dem Weg mit deiner Besserwisserei!

Frau Berg

Nächstes BILD

Guten Tag. Ich bin Frau Berg. Ich bin Ahnin. Mich gibt es nicht mehr physisch auf dieser Welt. Sehr wohl aber lebe ich noch in den Herzen, Gedanken und Träumen meiner Nachkommen weiter. Das ist ein wohliges Gefühl!

Mein Leben auf dieser Erde war von grossen, kleinen und Kleinstkriegen geprägt. Kämpfen, ja das musste ich mein ganzes Leben lang. Dabei bin ich in den grünen Hügeln am grossen Fluss geboren worden – was für eine Idylle! Aber eben, fast nur fürs Auge.

Etwas vom Schönsten in meinem Leben war die Liebe von und zu meinen Enkelkindern. Sie brachten mich zum Lachen, und ich wagte meine lustigen, frechen und spielerischen Seiten zu zeigen. Ich schenkte ihnen alles, was mir zur Verfügung stand. Und sie bedankten sich wiederum, indem sie noch mehr spielen und Geschichten hören wollten (oder waren es immer dieselben?).

Wie sie so neben mir auf dem Sofa sassen und lauschten, hörte ich ihr vertrauensvolles Atmen und dies sagte mir, dass jetzt, in diesem Moment, Geborgenheit und Schutz, ja Freude und Liebe da war, trotz dem Schwierigen um uns herum.

Ich habe einen brauchbaren Samen gepflanzt, das weiss ich und sehe ich. Geschichten sind heilend und Hüte auch. Ich habe sie gerne getragen und sie standen mir auch unverschämt gut.

So nehme ich den meinen ein zweites Mal und setze ihn auf mein volles Haar, schmunzle dankbar und übernehme wieder die Rolle der Ahnin mit meiner ganzen Art.

Leben blüht von Generation zu Generation und ich war ein Teil davon…  hei, ist das schön!

In der Stadt

Ich bin glücklich! Ich war auf einer Reise und komme gerne nachhause, obwohl es mir auf der Reise gefallen hat.

Ich freue mich, denn heute ist in meiner Stadt etwas los. Die Leute sind für einmal abends unterwegs, um einzukaufen: Kleider, Schmuck, Schuhe, Seifen und Parfums, lauter Dinge, die man eigentlich gar nicht braucht. Es wird gelacht, getratscht, im Stehen allerlei durcheinander gegegessen. Und natürlich werden verschiedenste Säfte getrunken. Ich bin glücklich!

Ich habe mir ein neues Kleid gekauft und auch noch neue Schuhe. Ich finde mich schön, so schön, dass ich am liebsten auf der Strasse tanzen möchte. Ich müsste nur die Augen schliessen, dann würde ich niemanden sehen und ich hätte den Mut, allen mein Glück zu zeigen. Und am allerliebsten würde ich alle damit anstecken.

“Kommt! Schliesst die Augen und tanzt mit mir euer Glück, eure Freude, euren Schmerz, eure Trauer.”

Ich glaube, das wäre ein Glück für uns alle…

Meine Idee

20140418_185900

Im Sommer 2014. Eine sternenklare Nacht ohne Mond liess mich in den Himmel träumen: Soll ich oder soll ich nicht?

Bei Neumond beginnt etwas Neues, ein neuer Zyklus. Und mein neuer Zyklus soll ein ganzes Jahr dauern. Genau gesagt von einem Neumond zum andern, 13 mal!

Die Idee stammt von Cambra Skadé. Sie malte 13 Mondinnen lang jeden Tag ein Bild zum Thema „Wurzeln“. Sie schuf aus ihrer Arbeit ein Buch: „Verwurzelt fliegen“ (Arun-Verlag 2004).

Nun, ich habe es geschafft. Ich habe 383 Bilder gemalt. Jeden Tag eines. Ohne Absicht, ohne Thema, ohne Druck (es wusste fast niemand davon) und darum auch ohne ein Korrektiv. Nur mit meinem eigenen Chor an Stimmen in mir…

Und jetzt? – Ein Blog.

Ich schnappe mir eins von meinen Bildern und schreibe eine Geschichte dazu…

… ohne Absicht, ohne Thema, fast ohne Druck (ich habe ja jetzt LeserInnen) und immer noch meine Stimmen in mir.

Eine ist besonders laut: „Mach, was du willst!“

Oh ja! Und schon bald kommt meine erste Geschichte.