Unsichtbar

die frau

Ich bin da. Ich nehme wahr.
Da klingt etwas! Hallo! Ist da jemand?

Wie gerne würde ich mit dem Unsichtbaren sprechen. Fragen stellen und noch lieber zuhören.

Haaalloo! Was immer da tönt, ich höre zu. Wie geht die Geschichte?

Es war einmal eine Frau. Sie wollte zuhören, aber sie traute sich nicht. Jedesmal, wenn es ganz klar zu klingen anfing, hörte sie nur noch auf ihr Geplapper im Kopf, nistete sich dort wohlig ein, denn dort fühlte sie sich zu Hause. Bis der Lärm im Kopf immer lauter wurde. Sie versuchte mit aller Anstrengung da rauszukommen, um die klaren Klänge wieder zu hören.
Und so ging es Tag für Tag, Jahr aus Jahr ein, hin und her.

Eines Nachts stand sie da, im Traum, im Dunkeln, atmete und horchte – nicht. Weder auf ihren Traum, noch auf ihren Wecker, noch auf das Getöse innerhalb ihres Körpers, noch auf die Stille der Nacht.

Sie ahnte. Da war etwas. Weit, weit weg. Und es kam immer näher. Lautlos. Im Flug ein magischer Tanz. Ein Hauch. Ein Schrei! Ein endlos langer Schrei. Ein Weckruf!

Die Frau steht da und sie nimmt wahr.
Da ruft etwas. Nicht draussen, tief in ihr drin. Ganz weit weg und doch so nah. Unsichtbar und voller Urkraft.

Ich beginne zu verstehen – tief bewegt vom gedankenlosen Wissen.

Der Mantel

der mantel

Schnell weg. Mir ist das Ganze nicht mehr geheuer. Ich war viel zu lange in diesem Mischmasch. Wie konnte ich nur? War ich denn die ganze Zeit so blind?

Ich hasse Unklarheiten, Widersprüche, Verwechslungen. Man ist entweder Fisch oder Vogel, aber sicher nicht beides!
Und nun wird mir genau das vorgeworfen. Da kommt diese graue Gans und sagt mir alles, was ich sicher nicht sein will, und schon gar nicht bin, direkt ins Gesicht. Ha! Dass ich nicht lache. Soll sie doch selber in den Spiegel schauen, sie hat ja keine Ahnung!

Also, ich gehe jetzt und lasse mir nichts mehr bieten.

ich bin ………. unterwegs
ich bin ………. in Gedanken
ich bin ………. voller Gespräche
ich bin ………. voller Rechtfertigungen
ich bin ………. unsicher
ich bin ………. verwickelt

ich gehe ………. barfuss und es pieckst manchmal
ich gehe ………. nach Hause
ich gehe ………. schnell

ich will ………. dass die Luft mich zerzaust
ich will ………. das Herz in meinen Ohren schlagen hören
ich will ………. den Weg sehen, den ich gehe
ich will ………. die Suppe essen, die ich mir zugemutet habe

Denn, wenn du meinst, ich könne diesen Mantel einfach ausziehen und ich käme hervor, täuschst du dich. Dies ist keine Verkleidung.

Ich habe ………. Angst
Ich habe ………. Scham
Ich habe ………. Freude
Ich habe Federn auf dem Kopf und Flossen auf dem Rücken.

Die Drei

die drei nornen (1)

Wir sind drei. Immer da. Zusammen. Die eine folgt der anderen. Überallhin.
Manchmal nervt’s, weil jede gerne die Wichtigste ist. Dann fliegen die Fetzen. Es wird erbittert gekämpft. Mit Argumenten, wilden Blicken, ja sogar mit Händen und Füssen.
Ein kleines Lüftchen kann zu einem Orkan werden:
Du! Nein ich! Nein die da! Immer! Nie! Und überhaupt! Diese Arroganz! Du bist ja nur neidisch! Und du eingebildet! Zerstörerin! Wut! Blut!

Jede von uns rennt um ihr Leben. Schutz suchend, Bestätigung suchend, Liebe suchend.

Doch jedes Mal ist es dasselbe: Das Herzblut spinnt einen Faden. Mit seinem Rhythmus gibt es dem Lebensrad den Schwung:

Woher komme ich?
Wer bin ich?
Wohin gehe ich?

Woher komme ich?
Wer bin ich?
Wohin gehe ich?

Woher komme ich?
Wer bin ich?
Wohin gehe ich?

Wo………………

Der rote Faden wickelt euch in eure Geschichten. Jeden Tag ein bischen mehr. Führt euch zur Erkenntnis, ins Wissen. Ihr ergattert eure Vollmacht über euer Leben und ihr versucht immer wieder die Kraft, die Schönheit, die Weisheit und die Wildheit darin zu erkennen.
Und wenig später sieht alles wieder anders aus …

Und so sind wir drei Schicksalsgöttinnen wieder zusammengerückt.
Aber entscheidet IHR, wer von uns die Wichtigste ist:

Die Vergangenheit?

Die Gegenwart?            oder

Die Zukunft?

Übergang

durch den Wald BLOG BILD

Übergänge – Übergang – Über etwas Gehen – Etwas Überwinden

Was erwartet mich auf  der anderen Seite?

Ich stehe da und warte, warte, bis etwas passiert. Könnte mich jemand anstupfen, ganz sanft? Ist da jemand, der mir Mut macht, es zu wagen? Und kann mir jemand versichern, dass nicht alles ganz anders sein wird, wenn ich auf der andern Seite ankomme? Bin ich dann immer noch ich?

Ich stehe da und warte. Und schaue angestrengt auf die andere Seite. Aber es ist unmöglich etwas zu erkennen. Dann male ich mir halt etwas aus.

Ich stehe immer noch da. Und warten tue ich auch noch. Es ist zum Verzweifeln. Nichts passiert. Ausser dass mir alles wehtut. Die Beine vom langen Stehen, kalte Füsse und Hände, krummer Rücken, hungriger Bauch. Und mein Kopf? Etwa eine Tonne schwer.

Mühselig beginne ich mich zu bewegen, fort von hier. Vorbei an Ängsten hinein in die Glaubenssätze. Über Vorurteile strauchelnd bin ich auf dem Weg.

Ein Ende? Gibt es nicht. Ein Ankommen? Ja, zerschunden, hungrig und leer.

Gibt es denn keine hoffnungsvollere Perspektive?
Doch, sicher, mal dir doch etwas anderes aus!

Coming out

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Ja – das bin ich.
Nein – ich habe keine Windpocken.
So – sehe ich nach dem Duschen aus.
Sie – die Tagescreme ist noch nicht verstrichen.
Ich – schaue mich im Spiegel an.
Es – ist Morgen.

Lange schaue ich in den Spiegel und hänge noch meinem Traum nach. Ich übe blicken. Wenn ich ganz normal schaue, sehe ich mein Spiegelbild. Dann beginne ich die Augen zu verdrehen und ich schlüpfe in beliebige Rollen. Welches Gesicht soll ich heute aufsetzen? Welches Spiel spielen?

Wie traurig. Unmöglich ohne dieses Spiel auszukommen. Jeden Morgen die gleichen Handgriffe. Bis ich so aussehe, wie mich alle kennen.

„Ich bin immer für dich da!“
Wer spricht?
„Ich!“
Wer bist du?
„Ich, dein Herz!“
Was willst du?
„Ich bin immer für dich da, was immer du tust. Ich schlage dir den Rhytmus zu deinem Leben. Auch wenn du so peinlich bist wie gerade jetzt.“

Endlich! Ich habe es geschafft! Danke, du mein Liebstes, Unentbehrlichstes! Heute ist mein coming-out:

Ich bin – voll echt!

So-sein

So-sein BILD

– Krach!
* Krach? Ist dir etwas zu laut?
– Nein, ich meine nicht Lärm.
* Dann ist etwas auseinandergefallen?
– Nein, es war nie ganz zusammen.
* Krach?
– Krach! Streit! Wut! Wut! Wut!
* Mit wem?
– Sag ich nicht.

* Dann behalte es doch für dich, du pingeliges Rechteck!
– Pah! Du bist ja selber eines!
* Ja, aber ich bin zufrieden damit, und ich bin gern mit all den andern Rechtecken zusammen.
– Deine Heuchelei macht mich rasend! Glaubst du dir etwa, was du da sagst?
* Hey, bist du auf mich wütend?
– Ja!
– Nein!
– Ach …………………
* Los, raus damit! Jetzt will ich’s wissen.

– Ich könnte schreien, wenn meine Grenzen missachtet werden. Es schmerzt, wenn mein So-sein keine Achtung findet. Es zerstört mich, wenn ich überhaupt nicht beachtet werde.

* Du bist ja auf dich selber wütend!
– Ooch, sei doch still! Geh mir aus dem Weg mit deiner Besserwisserei!

Frau Berg

Nächstes BILD

Guten Tag. Ich bin Frau Berg. Ich bin Ahnin. Mich gibt es nicht mehr physisch auf dieser Welt. Sehr wohl aber lebe ich noch in den Herzen, Gedanken und Träumen meiner Nachkommen weiter. Das ist ein wohliges Gefühl!

Mein Leben auf dieser Erde war von grossen, kleinen und Kleinstkriegen geprägt. Kämpfen, ja das musste ich mein ganzes Leben lang. Dabei bin ich in den grünen Hügeln am grossen Fluss geboren worden – was für eine Idylle! Aber eben, fast nur fürs Auge.

Etwas vom Schönsten in meinem Leben war die Liebe von und zu meinen Enkelkindern. Sie brachten mich zum Lachen, und ich wagte meine lustigen, frechen und spielerischen Seiten zu zeigen. Ich schenkte ihnen alles, was mir zur Verfügung stand. Und sie bedankten sich wiederum, indem sie noch mehr spielen und Geschichten hören wollten (oder waren es immer dieselben?).

Wie sie so neben mir auf dem Sofa sassen und lauschten, hörte ich ihr vertrauensvolles Atmen und dies sagte mir, dass jetzt, in diesem Moment, Geborgenheit und Schutz, ja Freude und Liebe da war, trotz dem Schwierigen um uns herum.

Ich habe einen brauchbaren Samen gepflanzt, das weiss ich und sehe ich. Geschichten sind heilend und Hüte auch. Ich habe sie gerne getragen und sie standen mir auch unverschämt gut.

So nehme ich den meinen ein zweites Mal und setze ihn auf mein volles Haar, schmunzle dankbar und übernehme wieder die Rolle der Ahnin mit meiner ganzen Art.

Leben blüht von Generation zu Generation und ich war ein Teil davon…  hei, ist das schön!

In der Stadt

Ich bin glücklich! Ich war auf einer Reise und komme gerne nachhause, obwohl es mir auf der Reise gefallen hat.

Ich freue mich, denn heute ist in meiner Stadt etwas los. Die Leute sind für einmal abends unterwegs, um einzukaufen: Kleider, Schmuck, Schuhe, Seifen und Parfums, lauter Dinge, die man eigentlich gar nicht braucht. Es wird gelacht, getratscht, im Stehen allerlei durcheinander gegegessen. Und natürlich werden verschiedenste Säfte getrunken. Ich bin glücklich!

Ich habe mir ein neues Kleid gekauft und auch noch neue Schuhe. Ich finde mich schön, so schön, dass ich am liebsten auf der Strasse tanzen möchte. Ich müsste nur die Augen schliessen, dann würde ich niemanden sehen und ich hätte den Mut, allen mein Glück zu zeigen. Und am allerliebsten würde ich alle damit anstecken.

„Kommt! Schliesst die Augen und tanzt mit mir euer Glück, eure Freude, euren Schmerz, eure Trauer.“

Ich glaube, das wäre ein Glück für uns alle…

Meine Idee

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Im Sommer 2014. Eine sternenklare Nacht ohne Mond liess mich in den Himmel träumen: Soll ich oder soll ich nicht?

Bei Neumond beginnt etwas Neues, ein neuer Zyklus. Und mein neuer Zyklus soll ein ganzes Jahr dauern. Genau gesagt von einem Neumond zum andern, 13 mal!

Die Idee stammt von Cambra Skadé. Sie malte 13 Mondinnen lang jeden Tag ein Bild zum Thema „Wurzeln“. Sie schuf aus ihrer Arbeit ein Buch: „Verwurzelt fliegen“ (Arun-Verlag 2004).

Nun, ich habe es geschafft. Ich habe 383 Bilder gemalt. Jeden Tag eines. Ohne Absicht, ohne Thema, ohne Druck (es wusste fast niemand davon) und darum auch ohne ein Korrektiv. Nur mit meinem eigenen Chor an Stimmen in mir…

Und jetzt? – Ein Blog.

Ich schnappe mir eins von meinen Bildern und schreibe eine Geschichte dazu…

… ohne Absicht, ohne Thema, fast ohne Druck (ich habe ja jetzt LeserInnen) und immer noch meine Stimmen in mir.

Eine ist besonders laut: „Mach, was du willst!“

Oh ja! Und schon bald kommt meine erste Geschichte.